Startschuss: Das nordfuel-Biomethanwerk im c-Port am Küstenkanal hat am Mittwoch (3. Juli 2024) mit der Produktion von Biomethan aus Gülle und Mist begonnen.

Biomethan-Werk im c-Port: Produktion
von grüner Energie ist angelaufen

Erster Wirtschaftsdünger aus der Region wird verarbeitet – 70 Arbeitsplätze geschaffen

FRIESOYTHE Ein bedeutender Meilenstein für eine nachhaltige Energieproduktion im Nordwesten Niedersachsens ist seit Mittwoch (3. Juli 2024) im c-Port am Küstenkanal gesetzt: In einem der größten Biomethanwerke Europas ist die Produktion von Biogas bzw. Biomethan angelaufen. Die nordfuel GmbH als Betreiber des Werkes, dessen Bau einen dreistelligen Millionenbetrag gekostet hat, wird die Herstellung grüner Energie aus Wirtschaftsdünger nun nach und nach hochfahren. Ziel ist, bis zum Jahresende das Werk in Volllast zu betreiben. Dann werden aus überschüssigem Mist und Gülle aus der Region grünes Erdgas gewonnen und in das Gasnetz vor Ort eingespeist.

Werk setzt neue Standards der Energiegewinnung

Dem Produktionsstart des Werkes ist eine fast 4 Jahre lange Konzeptions-, Planungs-, Genehmigungs- und Bauzeit vorausgegangen. Simon Detscher, Geschäftsführer der revis bioenergy GmbH, die das Projekt entwickelt hat, freut sich, dass aus seiner Idee, am Küstenkanal in industriellem Maßstab aus überschüssigem Wirtschaftsdünger nachhaltige Energie zu erzeugen, Realität geworden ist. Detscher: „Das Ergebnis der jahrelangen Arbeit ist eine Anlage mit modernster Technik, industriellen Abläufen und höchstem Effizienzgrad.“ Er dankte den Befürwortern des Werkes für die Unterstützung und „vor allem auch den zuständigen Behörden und Gutachtern für die stets konstruktive Zusammenarbeit über die vergangenen Jahre“. Das industrielle Werk stehe aus seiner Sicht modellhaft für eine nachhaltige Energiegewinnung, wie sie in Europa an vielen Stellen erfolgen könne.


Die ersten Lkw mit frischem Wirtschaftsdünger aus der Region sind am Mittwoch am c-Port angekommen.

nordfuel GmbH hat bereits 70 Mitarbeiter

Mit dem Produktionsstart, dem eine mehrwöchige Testphase vorausgegangen ist, wird die revis das Werk nun nach und nach in die Hände der nordfuel GmbH übergeben. Das Unternehmen mit Sitz in Friesoythe hat in den zurückliegenden etwa zwei Jahren vor Ort alle Voraussetzungen für die Aufnahme des operativen Geschäfts geschaffen. nordfuel-Geschäftsführer Rainer Tögel ist stolz auf sein mittlerweile 70-köpfiges Team: „Um eine so komplexe Anlage in Betrieb zu nehmen, muss sich eine Mannschaft mit ganz unterschiedlichen Akteuren und Qualifikationen finden. Der Testbetrieb der vergangenen Wochen hat gezeigt, dass hier ein funktionierendes Team Hand in Hand am Werk ist.“

Dank an die Landwirte der Region

Der nun erfolgte Start der Produktion grüner Energie ist für Tögel ein wichtiges Signal an die wichtigsten Partner der nordfuel: die Landwirte. „Wir haben viel Vertrauen geschenkt bekommen, weil es etwas länger als zunächst geplant gedauert hat, bis wir den ersten Wirtschaftsdünger von den Landwirten bei uns in der Anlage aufnehmen konnten.“ Aus Sicht des nordfuel-Chef sei es auch in Zukunft wichtig, dass „wir mit den Menschen der Region klar, offen und direkt kommunizieren“. Als ein Beispiel nennt er eine Großübung der Feuerwehren auf dem Werksgelände vor einigen Tagen.

„Auch da haben alle Abläufe prima funktioniert.“ Perspektivisch beabsichtigt die nordfuel GmbH, für interessierte Gruppen und Vereine nach Terminabsprache Werksbesichtigungen anzubieten, um zu erklären, wie Gülle und Mist aus den landwirtschaftlichen Betrieben der Region rund um die Uhr und unabhängig von Wetterbedingungen zum Bestandteil der Energiewende werden können.


Freuen sich über die ersten Anlieferungen – von links; Projektingenieur bei revis bioenergy Niklas Hense, Geschäftsführer der nordfuel Rainer Tögel und Geschäftsführer der revis bioenergy Simon Detscher.

Bis zu 150 Handwerker gleichzeitig auf Baustelle

Neben der Freude über den Produktionsstart gilt der Dank Tögels und Detschers auch den etwa 50 Fachfirmen, die mit ihrer Expertise das neue Werk gebaut haben. Sie mussten nach Worten von Niklas Hense, Projektingenieur und für den Bau der Anlage mit dem revis-Team mitverantwortlich, seit dem Baustart im Mai 2022 so manche Herausforderung meistern, seien es widrige Wetterbedingungen oder die Schwierigkeiten in den Lieferketten gewesen. „In Spitzenzeiten waren hier bis zu 150 Handwerker aus 50 Gewerken gleichzeitig im Einsatz.“ Auch das Zusammenspiel mit Gutachtern, Statikern und Prüfern habe gut funktioniert.

Verwaltungs- und Sozialgebäude wird gebaut

Auch wenn nun das Biomethanwerk in Betrieb geht, werden die Handwerker das nordfuel-Betriebsgelände – es umfasst insgesamt 13,5 Hektar – noch nicht vollständig verlassen. Hense: „In den kommenden Monaten wird noch der Bau eines Verwaltungs- und Sozialgebäudes erfolgen.“ Zudem sei vorgesehen, eine Betriebstankstelle mit CNG-Kraftstoff zu errichten.